Redner
Ähnlich wie der Beruf des Schriftstellers ist mir auch der des Festredners zugefallen. Natürlich hatte ich im Rahmen meiner schriftstellerischen Tätigkeit schon etliche Fachvorträge gehalten (und auch schon Reden für andere geschrieben), was mir als ausgesprochene „Rampensau“ ohnehin sehr viel Spaß gemacht hatte.
Als jedoch der Inhaber einer Werbeagentur, der zufällig mit mir am Tisch saß, mich fragte, ob ich nicht die KEY SPEECH für die Jahreshauptversammlung eines weltweit tätigen Baukonzerns halten wolle, war es doch eine ganz andere Herausforderung. Man war anscheinend zufrieden, der CEO sagte gar, es wäre „die beste Rede seit Jahren gewesen“ – und so entdeckte ich ein weiteres Talent.
In meinem Bestreben, die Begabungen miteinander zu verknüpfen, bin ich auf den Gedanken verfallen, auch Trauerreden zu halten (was mir als Anhänger der Reinkarnation sehr leicht fällt) und gleichzeitig für den musikalischen Rahmen zu sorgen.
RUPERT SCHÖTTLE
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Beispiel:
Vortrag über Dirigenten, gehalten in Wien (Auszüge)
Jeder von uns, der schon einem klassischen Symphoniekonzert beiwohnte, hat sich schon einmal mit der Person des Dirigenten auseinandergesetzt. Denn er ist ohne Zweifel die Hauptperson. Erst wenn er die Bühne betritt, brandet der Beifall auf. Das Orchester, im besten Falle mit spärlicher Akklamation begrüßt, darf am nunmehr auch am stärkeren Applaus teilhaben. Und dann passiert das Unglaubliche: Der Dirigent dreht dem Publikum den Rücken zu, im täglichen Leben eine eklatante Unhöflichkeit, und bleibt stehen. Als einziger im Saal. Der Eindruck des über allen Stehenden wird verstärkt durch die Handhabung eines zepterartigen Stäbchens, mit dem er der gleichsam dressierten Musikerschar seine Ideen vorgibt. Ist dann das Stück zu Ende, wird wieder dem Dirigenten für die Qualität der Darbietung gedankt, das Orchester darf auch hier wieder nur am Beifall teilhaben, wenn es der Dirigent wünscht, d. h., wenn er es kraft seiner Autorität auf seine Ebene hinaufbittet …
Es gibt nur wenige Berufe, deren Entstehungsdatum man so genau beziffern kann, wie den des Dirigenten. Es war der 10. Juni 1865, der Tag der Uraufführung des „Tristan“ unter dem Dirigentenpionier Hans von Bülow. Natürlich gab es davor schon Konzerte und Opernaufführungen, als Orchesterleiter fungierten in den meisten Fällen jedoch die Komponisten, die gleichsam nebenberuflich dirigierten. Richard Wagner galt zu seiner Zeit als einer der besten Dirigenten. Und trotzdem traute er es sich nicht zu, seinen „Tristan“, den er bereits 1860 vollendet hatte, selbst zur Uraufführung zu bringen. Dann trat der junge Musiker Hans von Bülow in Wagners Leben, der sein Schaffen völlig in den Dienst des von ihm gleichsam sklavisch verehrten Komponisten verschrieb. Als Wagner ihn mit dem Dirigentenhandwerk vertraut gemacht hatte, erkannte er in ihm ein solches Talent, dass er ihm die Uraufführung dieses Schlüsselwerkes übertrug. Nach unzähligen Proben mit Sängern und Orchester leitete er diese Erstaufführung zum allgemeinen Erstaunen völlig auswendig, ein Unterfangen, dem sich bis heute fast kein Dirigent aussetzt …
Beispiele anderer Vorträge:
Festvortrag bei den Toblacher Mahler-Festwochen 2014 („Leonard Bernsteins Einfluss auf die Mahler-Rezeption der Wiener Philharmoniker“)
Hauptreferat beim jährlichen Führungskräfteseminar PORR 2018 („Zusammen wachsen, die PORR als Orchester“)
Diverse Werkeinführungen zu Opernaufführungen und Konzerten im In- und Ausland
Gerne schreibe ich auch Reden für andere Vortragende, deren Identität ich aus begreiflichen Gründen für mich behalte.
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